Geschichte der Partei

Die CDU Jork und ihre Geschichte – Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Aus der Erkenntnis, konfessionelle und gesellschaftliche Gegensätze müßten nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus überwunden werden, hatten sich Angehörige der alten Zentrumspartei, des Nationalliberalismus, der christlichen Arbeiterbewegung, Agrarier, Handwerker und Flüchtlinge in verschiedenen Gebieten Deutschlands zu Parteien zusammengeschlossen, die die Integration widerstreitender Interessen in einer Union wünschten. Diese Leitgedanken bildeten die Grundlage zur Gründung der CDU auf Bundesebene im Jahre 1945. Ein Jahr später, im Jahre 1946 gründete sich dann auch im Landkreis Stade der CDU-Kreisverband. Damals war bereits ein Studienrat aus Jork namens Dr. Wagner Mitglied in der CDU. Dieser Verzog allerdings im Jahre 1952.

Eine CDU in Jork gab es zu dieser Zeit noch nicht. Auch während der gesamten Adenauer-Ära von 1949 bis 1963 konnte noch nicht von einer organisierten CDU gesprochen werden. In dieser Epoche war vielmehr die Deutsche Partei unter der Führung von Heinrich Hellwege aus der Nachbargemeinde Neuenkirchen in der Stader Region vorherrschend. Hinzu kam, daß der politische Organisationsgrad in der frühen Nachkriegszeit noch nicht sonderlich hoch war. Gerade nach den Erfahrungen im Nationalsozialismus wurde politisches Engagement mit Zurückhaltung betrachtet.

Erst mit der Nominierung von Hans Feindt zum Landtagskandidaten für den Wahlkreis Buxtehude/Altes Land und seinen damit verbundenen Eintritt in die CDU konnte man von einem Beginn einer Jorker CDU sprechen. Gemeinsam mit Hinrich Schleßelmann und Heinrich Hauschildt gründete Hans Feindt die Jorker CDU im Jahre 1963 und wurde dessen Vorsitzender. Von einem voll durchorganisierten Ortsverband konnte allerdings auch dann noch keine Rede sein. Zum einen existierte noch nicht die Einheitsgemeinde Jork, d.h. es gab vor allem auch noch kein klassisches Zuordnungsgebiet für die Mitglieder. Andererseits war die damalige Organisation der CDU noch als zweckgebunden anzusehen, da man sich überwiegend mit dem Wahlkampf für den CDU-Landtagskandidaten Hans Feindt beschäftigte. Dennoch stellte die Jorker CDU in den sechziger Jahren mit Hinrich Schleßelmann immerhin den Landrat im Kreis Stade, der dieses Amt bis 1972 bekleidete.

Erst mit der Entstehung der Einheitsgemeinde Jork kann man von einem strukturierten Ortsverband nach heutigem Muster sprechen. Maßgeblichen Anteil daran hatte Peter Meyns, der 1972 die Nachfolge von Hans Feindt als CDU-Vorsitzender antrat. Unter seiner Führung stieg die Mitgliederzahl des CDU-Gemeindeverbands von etwa 40 im Jahr 1972 auf 160 im Jahr 1977. Ohnehin war in den siebziger Jahren eine starke Politisierung der Bevölkerung in Deutschland vorhanden, was sich nicht nur in den steigenden Mitgliederzahlen äußerte, sondern auch in der hohen Wahlbeteiligung dieser Zeit.

Blickt man zurück auf Wahlerfolge und Wahlniederlagen, so ist auch bei der Jorker CDU beides dagewesen: Bei der Landtagswahl 1963, bei der Hans Feindt das erste mal für das Parlament kandidierte, mußte man sich der SPD geschlagen geben. Ursache hierfür war vor allem die Tatsache, daß ein einheitliches konservatives Lager noch nicht Bestand hatte, da neben der CDU auch noch die Deutsche Partei und der BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) als nicht unerhebliche Größen mit Kandidaten zum Landtag vertreten waren. Daher teilten sich die konservativen Stimmen unter den verschiedenen Parteien auf. Da nach unserem Wahlrecht jedoch derjenige das Direktmandat erringt, welcher die meisten Stimmen auf sich vereinigt, wirkte sich dies nachteilig für die CDU aus. Im zweiten Anlauf, im Jahre 1967, konnte Hans Feindt dann allerdings für die CDU das Direktmandat gewinnen und zog in den Landtag ein. In den Landtagswahlen von 1970, 1974 und 1978 konnte er den Vorsprung für die Union kontinuierlich ausbauen und brachte es innerhalb der CDU-Landtagsfraktion sogar zum stellvertretenden Vorsitzenden. Außerdem wurde er von seiner Fraktion in den NDR-Rundfunkrat entsandt.

Bei den ersten Kommunalwahlen in der Einheitsgemeinde Jork konnte die CDU die absolute Mehrheit erreichen und dadurch mit Hans Oehms aus Moorende den ersten Bürgermeister stellen. Bei der Kommunalwahl 1976 gab es für die CDU leichte Stimmenverluste, allerdings behauptete sie ihre absolute Mehrheit, so daß Hans Oehms im Amt des Bürgermeisters bestätigt wurde. 1981 gab es dann leichte Stimmengewinne und damit erneut die absolute Mehrheit. Cord Michelsen aus Jork, der inzwischen das Amt des Bürgermeisters vom mittlerweile verstorbenen Hans Oehms übernommen hatte, wurde zum Bürgermeister wiedergewählt. 1986 kam dann mit dem Bürgerverein eine weitere kraft in die politische Parteienlandschaft.

Hierdurch mußten vor allem die großen Parteien CDU und SPD Stimmen- und Sitzverluste hinnehmen. Die CDU verlor hierbei ihre absolute Mehrheit, schaffte es aber dennoch, mit Hans-Hinrich Hauschildt aus Moorende wieder den Bürgermeister zu stellen. Das Wahljahr 1991 stellte dann sicherlich das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Jorker CDU dar, als man die Wahl verlor und damit erstmalig nicht mehr den Bürgermeister stellte. Obwohl die CDU noch mit Abstand die stärkste Fraktion war, bildete sich im Rat eine Koalition aus Bürgerverein, SPD und Grünen heraus. Zudem hatte es die CDU versäumt, potentielle Nachfolger aufzubauen bzw. auf vorderen Listenplätzen bei dieser Wahl zu berücksichtigen. Die Folge war, daß kein neuer Ratsherr aus den Reihen der CDU hervorging und es dadurch zu einer Überalterung in der CDU-Fraktion kam. Nicht zuletzt deshalb waren die Aussichten auf einen Gewinn der Gemeindewahl 1996 als sehr gering einzustufen, zumal sich nun fast die komplette Ratsfraktion entschloß, nicht wieder für eine Kandidatur zur Verfügung zu stehen. So traten zur Wahl 1996 viele junge, aber politisch noch relativ Unbekannte Kandidaten an. Zwar ging diese Wahl für die CDU verloren, aber es wurde jetzt ein radikaler Schnitt vollzogen.

Die CDU ist jetzt mit einem Durchschnittsalter von 43 Jahren die deutlich jüngste aller Fraktionen im jetzigen Rat. Aus heutiger Sicht läßt sich das Klima in der CDU-Fraktion als hervorragend bezeichnen. Vor allem das politische Engagement jedes einzelnen Ratsherrn gibt Anlaß für eine gute Zukunft der Jorker CDU.

Jorker CDU im 21. Jahrhundert – ein Ausblick auf die Zukunft

Die Jorker CDU hat durch Ihre 1994 angeregte und 1995 beschlossene Durchführung einer Parteireform hin zu einer personellen und inhaltlichen Erneuerung sowie dem Entschluß zu mehr Offenheit und Bürgernähe die weichen für ihre politische Zukunft gestellt.

Mit der Kommunalwahl von 1996 kam es zur personellen Erneuerung der CDU-Fraktion und mit den Vorstandswahlen von 1997 zu einer entsprechenden Erneuerung im CDU-Vorstand, der mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren zu den jüngsten Parteivorständen in Deutschland gehört. Erstmalig seit Mitte der Achtziger Jahre kann die CDU Jork wieder steigende Mitgliederzahlen verzeichnen.

Für die kommenden Jahre werden auf die Jorker CDU große politische Aufgabenstellungen zukommen. Eine sich abzeichnende Verstädterung Jorks ist abzuwenden. Bereits heute hat Jork durch kurzsichtige, oft wenig durchdachte und unkontrollierte Entscheidungen im Wohnungsbau viel von seinem reizvollen Flair einbüßen müssen. Ein gesundes Einwohnerwachstum mit Augenmaß ist daher politisch durchzusetzen.

Weiterhin wird die CDU versuchen müssen, wieder zu einer soliden Finanzsituation in Jork zu kommen. Während der letzten neun Jahre ist unsere Gemeinde leider immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten gekommen. Schon jetzt machen sich die Folgen der mit den Stimmen von SPD/Bürgerverein und Grünen abgesegneten Ausweisung von über 20 Hektar Bauland bemerkbar. Die Gemeinde Jork wird an Einwohnern stärker zunehmen, als sie es derzeit verkraften kann. Ein neuer Kindergarten wird durch weitere Zuzüge schon bald benötigt, doch die finanziellen Mittel dafür fehlen. Die Feuerwehren müssen besser ausgerüstet werden, damit sie den Aufgaben in einer sich vergrößernden Gemeinde gerecht werden kann. Auch bei den Schulen, im Straßenbau und im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kommen Kosten auf die Gemeinde zu, die noch nicht abzusehen sind. Gleichzeitig kann hat Jork schon jetzt einen Verschuldungsgrad erreicht, wie er in der Geschichte unserer Einheitsgemeinde noch nie dagewesen ist. Ein harter und unbequemer Sparkurs wird daher wohl unumgänglich sein, will man auch in der Zukunft handlungsfähig bleiben.

Aber auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Jork wird eine zentrale Rolle für die CDU in den nächsten Jahren spielen. Eine gezielte Wirtschaftsförderung und Gewerbeansiedlungspolitik müssen dabei im Vordergrund stehen. Vor allem die Tourismusbranche sieht die CDU als ausbaufähiges Potential für Jork an.

Zugleich gilt es, den Obstbau in unserer Region zu erhalten und zu festigen. Ein gesunder Ausgleich zwischen ökonomischen und ökologischen Belangen in der Landwirtschaft muß hier auch in zukünftigen Überlegungen eine zentrale Rolle spielen. Ein Paradebeispiel stellt für uns hier auch der integrierte Obstanbau dar.

Auch die CDU steht also zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor großen Aufgaben, dessen Herausforderungen wir uns gerne stellen.